Der Fernsehgast
mit einem Nachwort von Walter Jens
Mit heutigen Augen gelesen, handelt es sich bei diesem vor fast einem Vierteljahrhundert zum ersten Mal erschienenen Roman um die Geschichte eines neunjährigen Jungen vom Dorf, der von seiner Medienfaszination überwältigt wird. Seine Eltern besitzen keinen Fernseher, weil sie fürchten, daß ihr Sohn von ihm verdorben wird – stattdessen soll er lesen! Doch der Junge streunt durch das Dorf und verschafft sich Mal um Mal Einlaß bei Fernsehgastgebern, um sich in ihren Wohnstuben seinen ersehnten Genuß zu verschaffen, stets begleitet von einem schlechten Gewissen, zumal er seine Eltern auf Schritt und Tritt belügt. Immer stärker ist er mit der Zeit der Wucht der Fernsehwelt und ihrer Bilder ausgeliefert, die ihn bis tief hinein in psychische Reaktionsmuster prägen und bestimmen. Und selbst der Blick auf seine Familie sowie die soziale Umwelt seines Dorfs wird von der Macht des neuen Mediums allmählich verändert, ja deformiert. So gerät der Junge immer tiefer hinein in einen Konflikt, in dem er lernen muß, aus den technischen Errungenschaften der Gegenwart seinen Nutzen zu ziehen und Schaden von sich abzuwenden.
Neuauflage bei molino